Abstraktionen

Brigitte Reuter, o.T., 70cm ✕ 70cm,<br /> Öl auf Leinwand
Abb. 1: Brigitte Reuter, o.T., 70cm ✕ 70cm,
Öl auf Leinwand

Wasser

Aufgewühltes Wasser mit angedeuteten Schaumkronen und bewegte Wolkenformationen, durch die sich am entfernten Horizont das Licht der Sonne ihren Weg bricht? Oder doch unten auch Wolken, wie bei einem Blick aus einem Flugzeug? Letztlich sind es nur Pinselstriche in einer Vielzahl verschiedener Blautöne zwischen Grau und Weiß und einem kaum wahrnehmbaren Hauch an Rottönen, sowie wiederkehrenden Strukturen in vielfältig variierten Nuancen, die im Betrachter die Assoziation an ihm bekannte Elemente wecken. Zwar sind Muster aus hellen und schattigen Stellen zu erkennen. Es fehlt aber jeglicher Hinweis etwa auf die Sonne, die die Beleuchtung der Szenerie auf natürliche Weise erklären könnte. Kein Vogel ist zu sehen, der das Werk zweifelsfrei als Abbild einer natürlichen Szene identifizieren würde. So sehen wir nur abstrahierte Strukturen aus blau dominierten Farbtönen und interpretieren gegebenenfalls eine konkrete, natürliche Szene in das Bild hinein.

Das Bild selbst schafft bereits durch die zu den Bildrändern dunkler werdenden Töne einen natürlichen Rahmen im Bild, der durch den gewählten schwarzen Bilderrahmen verstärkt wird. Die Metallauflage des Rahmens unterstützt den im Bild angedeuteten Charakter mutmaßlich spiegelnder Oberflächen.

Der formale Aufbau des Bildes erinnert an Gerhard Richters Seestück (1969). Laut eigener Aussage war Brigitte Reuter zum Entstehungszeitpunkt ihres Bildes das von Gerhard Richter nicht bekannt, sondern sie wurde erst später darauf aufmerksam.

Brigitte Reuter, o.T., 70cm ✕ 70cm,<br /> Öl auf Leinwand
Abb. 2: Brigitte Reuter, o.T., 70cm ✕ 70cm,
Öl auf Leinwand

Luft

Eine steinerne, lebensfeindliche Landschaft, durchzogen von etwas, das an ein Gewässer erinnert, jedoch in bedrohlich wirkender rötlich bis bläulicher Farbgestaltung. Im Hintergrund eine helle Erscheinung, die an eine gewaltige Explosion apokalyptischen Ausmaßes mit auseinander fliegenden Gesteinsbrocken erinnert.

Rückseite der 10€-Gedenkmünze anlässlich des 100-jährigen
  Jubiläums der internationalen Luftfahrtausstellung
Abb. 3: Rückseite der 10€-Gedenkmünze anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der internationalen Luftfahrtausstellung

Vor dieser surreal und bedrohlich anmutenden Kulisse steuert ein im Vergleich sehr realistisch gemalter Düsenjet in schräger Fluglage direkt auf den Betrachter zu, so, als wolle er der drohenden Gefahr entfliehen.

Das Bild entstand nach der Genesung von einer schweren Erkrankung in den frühen 2000er Jahren. Der Düsenjet wurde später in das Bild integriert. Dabei stand das Konterfei einer Gedenkmünze Pate für die Umsetzung des Düsenjets.

Bei einer Ausstellung des Künstlers Ivan Olivares-Alcalde, bei dem Brigitte Reuter Malunterricht nahm, bot ein Mitarbeiter des über die Ausstellung berichtenden SWR den Ankauf des Bildes an. Brigitte Reuter zog es aber vor, das Bild in ihrem Privatbesitz zu behalten.

Weitere Elemente?

Die beiden vorstehenden Werke verwenden ähnliche Maltechniken, haben beide das gleiche quadratische Format und wurden von Brigitte Reuter mit identischer Rahmung versehen. Sind sie damit als Teil eines größeren Ganzen zu verstehen, etwa eines angedachten, aber unvollendeten Triptychons, oder gar einer geplanten zusammengehörenden Bildserie der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer? Dazu würde die Verwendung einer quadratischen Leinwand als Symbol einer Vierfalt gleichberechtigter Elemente passen. Gleichwohl kann sich die quadratische Form des Wasserbildes auch aus zunächst nur auf das eine Bild bezogene oder gar rein praktischen Gründen, also aus gesamtkonzeptioneller Sicht eher zufällig, ergeben, im Rückblick aber als geschickter Kunstgriff erwiesen haben.